Tottenhams Gewagte Abseitsfalle gegen Chelsea

Zwei praktische Beispiele zur Veranschaulichung der bisherigen Theorie

Hallo und herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe unseres Newsletters! In dieser Ausgabe stehen folgende Themen im Fokus:

  1. ⚽Pressing Teil 3

  2. 👉Praxisbeispiel Absicherung des Pressings Atl. Madrid

  3. ➡️Ergänzung zum Post “Pressing Teil 2”: Abseitsfalle: TOT vs CHE - Praxisbeispiel

  4. ❓Spielanalyse eurer Wahl

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Pressing Teil 3

Weiterpressen oder fallen lassen?

Bisher könnte man denken, dass es klare Unterschiede zwischen den Spielern gibt, die pressen, und denjenigen, die die Verteidigung absichern. In der Realität ist das jedoch nicht so. Ein Spieler, der in einer Situation die Verteidigung sichert, kann in der nächsten Situation bereits angreifen. Wenn der Gegner den Ball zum Mitspieler weit vorne spielt, wird sein Verteidiger von einem Absicherungsspieler zu einem Pressing-Spieler. Der Verteidiger wird den ballführenden Angreifer dann stören. Die Regel lautet: Wenn man den Gegner unter Druck setzen kann, sollte man das auch tun. Aber nicht immer kann ein Team den Druck aufrechterhalten. Ein geschickter Trick des ballführenden Spielers oder ein genialer Pass, und selbst das beste Pressing hat keine Chance. Es gibt Situationen, in denen ein Angreifer den Ball erhält und kein Verteidiger in der Nähe ist. In solchen Situationen muss die Restverteidigung verhindern, dass der Gegner einen Pass in die Tiefe spielt.

Ein Beispiel: Ein Gegner kann ohne Druck im Mittelfeld in Richtung Tor dribbeln. Gegnerische Angreifer versuchen, hinter die Abwehr zu gelangen. In diesem Fall kann kein Abwehrspieler vorrücken, ohne eine Lücke für den Gegner zu schaffen. Daher ist es ratsam, dass sich die Abwehr zurückzieht. Idealerweise erfolgt dieser Rückzug trichterförmig: Je näher die Restverteidigung dem eigenen Strafraum kommt, desto enger sollten sie zusammenrücken.

Hier gilt die Regel, dass die Lücken umso kleiner sein müssen, je näher das Team dem eigenen Strafraum kommt. Den ballführenden Gegner unter Druck zu setzen, ist hier nur ein sekundäres Ziel. Der Gegner soll möglichst zu einem Pass auf die Flügel verleitet werden. Erst wenn die Abwehr gut organisiert ist und einen sicheren Abstand zum eigenen Tor hat, rückt ein Spieler heraus, um den Gegner zu attackieren. Der Grund: Im vollen Sprint kann ein Abwehrdreieck kaum gebildet werden. Die Lücken müssen klein genug sein, damit das Herausrücken des Verteidigers nicht zu einem Pass hinter die Abwehr führt. Die meisten Teams lassen sich bis kurz vor den eigenen Strafraum in einer sichelförmigen Formation zurückfallen, bevor ein Verteidiger herausrückt. Idealerweise wurde der Gegner bereits zuvor durch die zurückfallende Restverteidigung zu einem Pass auf die Flügel verleitet. Dies ist die beste Verteidigungsstrategie für ein Team.

👉Praxisbeispiel Absicherung des Pressings Atl. Madrid

Atletico Madrids Trainer, Diego Simeone, ist einer der leidenschaftlichsten Trainer am Spielfeldrand. Er ist oft sehr aufgeregt und zeigt seine Emotionen deutlich. Er schreit, springt herum, gestikuliert und beschwert sich. Er lebt förmlich mit jedem Angriff seines Teams mit. Interessanterweise überträgt sich seine Leidenschaft nicht immer auf seine Spieler. Atletico Madrid kann zwar aggressives Angriffspressing spielen, aber manchmal beschränken sie sich auf ein weniger aggressives Mittelfeldpressing. Was Atletico jedoch besonders macht, ist die präzise Umsetzung ihres ausgeklügelten Pressingsystems.

In der Situation, die ich beschreiben möchte, kommt in der Praxis tatsächlich selten vor; Atletico verteidigt normalerweise besser und lässt die Situation gar nicht erst entstehen. Aber um das Konzept der Absicherung zu verdeutlichen, muss ich an dieser Stelle Atletico schlechter darstellen, als sie tatsächlich sind. Selbst eine weniger effektive Verteidigung von Atletico ist immer noch beeindruckend.

Hier ist die Ausgangslage: Atletico hat einen Pass auf den Außenverteidiger des Gegners erzwungen. Da Atletico jedoch das Risiko vermeiden möchte, rückt die Mannschaft nicht zu weit zur ballnahen Seite vor. Der Spieler, der das Pressing übernimmt, erhält keine Unterstützung. Der Gegner kann den Ball quer ins Zentrum spielen. Der Mittelfeldspieler von Atletico geht sofort zum Pressing über, indem er sich zur Mittellinie bewegt. Sein Teamkollege erkennt die Situation und orientiert sich am gegnerischen Spieler, um für seinen Kollegen abzusichern. Atletico blockiert den Passweg auf den Flügel nicht direkt, aber indirekt, indem der linke Außenstürmer sich auf den gegnerischen Außenspieler ausrichtet und ihn nicht anspielbar macht.

Eigentlich hat Atletico in dieser Situation ein gutes Pressing aufgebaut: Sie haben eine numerische Überzahl in Ballnähe, die Stürmer unterstützen die Mittelfeldspieler und nehmen dem Gegner Handlungsoptionen, der Druck ist hoch, und die Pressing-Situation ist gut abgesichert. Doch stellen wir uns vor, das gegnerische Team hat eine geniale Idee. Ihr Stürmer kommt zum Ball und bekommt einen Pass in den Fuß.

In dieser Situation würde Atleticos Verteidiger den Stürmer manndeckend verfolgen, um den Druck aufrechtzuerhalten. Das Problem dabei ist, dass im Zentrum eine große Lücke entsteht. Atletico will dies verhindern, da sonst der direkte Weg zum Tor offen wäre. Wenn der Stürmer den Zweikampf gewinnt, könnte er direkt auf das Tor zulaufen. Die beiden Verteidiger neben ihm bilden ein Abwehrdreieck, und der Außenverteidiger rückt in die Mitte. Er achtet nicht mehr auf den Gegenspieler, sondern auf die Mitspieler. Der Grund ist einfach: Die Sicherung des Zentrums hat Vorrang vor der Sicherung des Flügels. Ein Pass auf den Außenspieler des Gegners wäre weniger gefährlich als ein Pass in die Zentrumslücke.

Atletico könnte sich zurückfallen lassen, bevor der Gegner eine gute Position im Strafraum erreicht. Da Atletico normalerweise die Pressing-Situationen besser löst als in diesem Beispiel, geraten sie selten in solche Situationen. Aber wenn es in der Vergangenheit vorkam, waren sie gut abgesichert. Sie konnten zwar nicht sofort den Ball erobern, aber sie haben die Gefahr für ihr eigenes Tor verringert - alles dank ihrer guten Absicherung.

➡️Ergänzung zum Post Pressing Teil 2: Abseitsfalle: TOT vs CHE - Ein Praxisbeispiel

Am vergangenen Mittwoch habe ich über das Thema der Abseitsfalle geschrieben. Gestern konnten wir ein äußerst extremes, jedoch sehr einleuchtendes Beispiel im Spiel zwischen Tottenham und Chelsea erleben. Was für ein Spiel das war! Eindeutig kein gewöhnlicher Montag, dank dieser Partie. Ihr könnt hier sehen, wie hoch die Verteidigungslinie von Tottenham positioniert war, um die Abseitsfalle zu praktizieren. Doch nur sehr wenige Teams setzen sich so hoch auf dem Spielfeld fest, da das damit verbundene Risiko ziemlich hoch ist, selbst wenn Tottenham es äußerst geschickt und lange effektiv umgesetzt hat.

Über die Dauer von 90 Minuten und schließlich sogar mit nur noch 9 Spielern auf dem Feld, konnten sie jedoch nicht völlig verhindern, dass die Chelsea-Spieler die Abseitsfalle umgehen konnten. Dennoch war es äußerst bemerkenswert zu beobachten, wie Trainer Ange Postecoglou das Team gezielt darauf vorbereitet hatte.

❓Spielanalyse eurer Wahl

In dieser Woche stehen erneut internationale Clubspiele im Rampenlicht. Welches Spiel möchtet ihr unbedingt für die geplante Freitagsanalyse sehen? Hinterlasst euren Favoriten in den Kommentaren, und ich werde ein Spiel auswählen, das wir genauer unter die Lupe nehmen werden.

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